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Was macht eigentlich der Bundespräsident?
Heinz Fischer im TOPIC Gespräch erzählt wie sein Tag so aussieht.
Der Weg zu seinem Büro führt über einen 62 Meter langen roten Teppich. Vorbei an wertvollen Gemälden bis zum einstigen Schlafzimmer Maria Theresias. In diesem prunkvollen Raum werden Regierungen angelobt und Staatsbesuche empfangen. Hier treff en die TOPIC-Leser Jennifer, Paul und Rick unseren Bundespräsidenten Dr. Heinz Fischer zum Interview ...
Wie schaut ein typischer Tagesablauf bei Ihnen aus?
Jeder Tag ist anders. Fix ist, dass ich zwischen acht und halb neun ins Büro komme und gegen 19 Uhr das Haus verlasse. Außer, es gibt noch eine Abendveranstaltung. Fix ist, dass ich jeden Tag Besuch von Ministern und Diplomaten bekomme. Fix ist, dass ich viel telefoniere. An manchen Tagen bin ich im Ausland, zum Beispiel in New York bei der UNO. Auch in den Bundesländern bin ich viel unterwegs.
Wie viele Auslandsreisen machen Sie pro Jahr?
Zwischen 15 und 20. Als Bundespräsident habe ich ungefähr 200 Auslandsreisen gemacht und 75 verschiedene Staaten besucht. In den USA war ich zwölfmal, in anderen Ländern wie Japan, Südkorea oder Malaysia nur einmal.
Wie laufen Treffen mit Staatschefs ab?
Sie beginnen mit einem Vieraugengespräch: Man redet zu zweit über heikle Themen. Zurzeit spreche ich mit jedem Gast über Flüchtlinge und den Krieg in Syrien. Dann folgt ein Gespräch, an dem vier bis sechs Personen auf jeder Seite teilnehmen. Zu Staatsbesuchen gehören auch ein Mittagessen oder ein Abendessen in lockerer Atmosphäre.
Welcher Gesprächspartner hat Sie am meisten beeindruckt?
Nelson Mandela, der südafrikanische Staatspräsident. Ich habe ihn 1991 kennengelernt, als er gerade erst aus dem Gefängnis entlassen wurde. Inzwischen ist er leider verstorben. Beeindruckt hat mich auch US-Präsident Barack Obama. Er geht auf seine Besucher mit einem "Hallo, wie geht's!" zu und vermittelt den Eindruck: Du bist mein bester Freund, wir können über alles reden.
Wie werden Sie beschützt?
Den totalen Schutz gibt es nicht. Aber es gibt auch nicht den totalen Schutz vor einem Autounfall oder einem Flugzeugunglück. Was man ohne Aufwand tun kann, das geschieht. Meine Wohnungstür zu Hause ist sehr gut gesichert. Im Büro, im Theater oder am Fußballplatz ist immer ein Kriminalbeamter dabei.
Manche finden, man sollte das Amt des Bundespräsidenten abschaffen.
Ein Staat setzt sich wie ein Gebäude zusammen. Dieses Gebäude hat auch eine Spitze: die Staatsspitze. Das ist jemand, der mit den verschiedenen Staatsgewalten zusammenarbeitet: mit dem Parlament, das die Gesetze macht, mit der Polizei und mit den Gerichten, die für ihre Einhaltung sorgen. Jeden Tag liegen Entscheidungen auf dem Tisch, die der Bundespräsident und der Bundeskanzler unterschreiben müssen, damit sie wirksam werden.
Kann das nicht der Bundeskanzler allein tun?
Das würde bedeuten, dass man weniger Kontrolle über Gesetze hätte. Die Abschaff ung des Bundespräsidentenamtes wäre ziemlich unüberlegt und dumm.
Sollte sich der Bundespräsident öfter zu Wort melden?
Ich bekomme Briefe, in denen steht: "Jetzt haun'S am Tisch!" Oder "Stoppen Sie das dumme Gerede über Flüchtlinge!". Aber der Bundespräsident ist niemand, der dem Parlament, der Justiz oder sonst jemandem Befehle gibt.
Aber manchmal ermahnen Sie die Politiker?
Der Bundespräsident muss das tun, wenn die Gespräche unfreundlich werden. Man kann über alles reden, aber freundlich. Jeder Bundespräsident macht das ein wenig anders. Er ist schließlich kein Computer, den man füttert, und dann kommt immer dasselbe Ergebnis heraus.
Warum sollten junge Menschen ab 16 wählen gehen?
Nur wer wählt, entscheidet aktiv mit, wie seine Zukunft aussehen wird. Je mehr wählen, desto stärker ist unsere Demokratie.