Der Besuch der Botschafterin
projektXchange vermittelt Schulbesuche von Persönlichkeiten mit Migrationshintergrund.
Diana Karabinova betritt die 1a im Lycée Français. Diana hat sich gut vorbereitet, trotzdem ist sie ein bisschen nervös. Schließlich wird sie heute vor der 1a über ihre Geschichte sprechen, über ihre Flucht von Bulgarien nach Österreich, ihre Erfahrungen in dem fremden Land und darüber, wie dieses Land zu ihrer neuen Heimat wurde.
Diana Karabinova ist eine von über 200 Botschaftern, die in Begegnungen mit Schülern für mehr Verständnis, Toleranz und Respekt eintreten. Seit 2008 schafft das projektXchange in Sachen Migration und Integration neue Zugänge für junge Menschen. Mit ihnen diskutieren die Botschafter über Themen wie Rassismus, Vorurteile, Zivilcourage, Kulturunterschiede, aber auch über Identität und Motivation.
Diana stellt drei Gläser auf den Tisch. In einem ist Zucker in Wasser aufgelöst, im zweiten Orangensaft und im dritten Wasser mit Öl. Sie fragt in die Runde: Was bedeutet das? Die Wortmeldungen überschlagen sich und schon ist die Klasse mitten in einer angeregten Diskussion über Unsichtbarkeit, selbstsicheres Auftreten trotz Anderssein und Parallelwelten. In der vorletzten Reihe zeigt ein Bub auf: „Ich finde den Orangensaft am besten. Man darf ruhig anders sein, aber es ist wichtig, dass es allen schmeckt.“
„Man muss an sich glauben“
Die Botschafter sind „role models“ für die Schüler. Sie zeigen den Jugendlichen, dass es möglich ist, im neuen Land anzukommen und zu bleiben.
projectXchange-Botschafter Melih Gördesli ist ein gutes Beispiel. „Immer wieder wurde mir von der Weiterbildung abgeraten. Doch je steiniger der Weg war, desto mehr wollte ich studieren. Ich bin ein Kämpfer“, erzählt der Uniabsolvent und Autor.
Ein sehr emotionaler Moment ist für den türkischstämmigen Österreicher der Besuch in der HTL Ottakring, seiner ehemaligen Schule. Dort fühlt er sich sofort wieder zu Hause. Melih erzählt von seinen Erfahrungen als Einwandererkind und von rassistischen Angriffen im Alltag.
So viel Offenheit macht auch den Jugendlichen Mut, ihre Erfahrungen zu teilen. Ein schwarzafrikanischer Jugendlicher erzählt davon, wie er früher von Österreichern angespuckt wurde. Es fällt ihm nicht leicht, darüber zu reden. An den bestürzten Reaktionen der Mitschüler wird deutlich, wie wenig man eigentlich über das Fremdsein des anderen weiß.