Teenager im Krieg
Vom sicheren Europa in den todbringenden Jihad
Sie tauschen ihr sicheres zu Hause gegen ein Leben mit Gewalt und Krieg, ihren Freunde in Österreich gegen einen fremden Ehemann, ihr gewohntes Umfeld gegen eine Kultur, die sie nicht kennen - zwei Wiener Mädchen Samra und Sabina haben im April genau das getan. Sie haben aus freien Stücken ihre Zukunft gegen den Jihad, einen angeblich heiligen Krieg, in Syrien eingetauscht. Sie sind heimlich über die Türkei in jenes Land gereist, in dem mittlerweile insgesamt 6,5 Millionen (!) Bewohner vor Armut, Gewalt und Terror auf der Flucht sind. Fast 200.000 allein flüchten vor der Terrormiliz IS (Islamischer Staat). Genau dieser schlossen sich Samra und Sabina allerdings an, nachdem sie in Wien scheinbar einer Gehirnwäsche unterzogen wurden.
Marionetten von Extremisten
Die Familien der beiden Wiener Mädchen geben sich ebenso wie die Eltern anderer junger Ausreißer aus Europäischen Ländern überrascht, die Radikalisierung soll weitgehend unbemerkt vor sich gegangen sein. Vielleicht wurde viele Anzeichen auch nur nicht ernst genommen oder ignoriert. Wie junge Menschen darauf kommen, im Namen einer Religion ihr Leben wegzuwerfen, werden sich jetzt viele fragen. Wo haben sie die Menschen getroffen, die ihnen so etwas schmackhaft machen konnten? Wie schaffen sie es, junge Menschen dazu zu bringen, ihr Leben wegzuwerfen und sich für eine extrem gewalttätige Gruppe instrumentalisieren zu lassen?
Im Fall von Samra und Sabina gibt es Hinweise darauf, dass sie bei ihren Moscheebesuchen im 2. Wiener Gemeindebezirk Kontakt zu radikalen Tschetschenen hatten,
die ihnen ihre fragwürdige Weltanschauung näher gebracht haben. Aber auch die Social-Media-Accounts der Mädchen gaben Hinweise darauf, dass sie online Kontakt zu Extremisten und ihren Ansichten hatten. Auch in anderen Fällen spielte Facebook beim Anlocken von Jugendlichen eine entscheidende Rolle. Was auch immer die Mädchen letztendlich dazu bewogen hat, sich freiwillig in ein Kriegsgebiet zu begeben, - sie sind weg und ihre Familien bleiben rastlos und voll Trauer zurück.
Internet als Propagandaforum
Die Social-Media-Accounts wurden nach der Ausreise der Jugendlichen zu Propagandazwecken benützt. Bilder, die zeigen sollten, wie glücklich die Mädchen als Jihadistinnen seien, wurden gepostet. Wie Stars inszeniert zeigen sie sich mit bewaffneten Kriegern, ihre Körper und Gesichter unter einem Schleier versteckt. Wirre Botschaften schwirren in ihrem Namen durch das Netz während sie sich im Namen Gottes in den Kampf gegen die "Ungläubigen" begeben. Dass sie selbst die Postings online stellen, ist unwahrscheinlich.
Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat Interesse daran, dass Europäer, die sich der IS angeschlossen haben, als Werbeträger dienen und weitere Menschen anwerben.
Auch junge Burschen, die sich rekrutieren ließen, werden als Vorbilder für weitere Kämpfer inszeniert. Mit Waffen und heroischen Geschichten ausgestattet erzählen sie in Internet-Videos vom Kampf im Namen des Glaubens. Und das obwohl viele von ihnen bislang kein gläubiges Leben geführt haben bzw. erst vor kurzem zum Islam übergetreten sind.
Täter und Opfer
Im Krieg sind Mädchen wie Samra und Sabina keine Jugendlichen mehr sondern Marionetten der Extremisten. Keine Papiere, unter ständiger Beobachtung, ausgebeutet. Es gibt Hinweise darauf, dass beide Mädchen schwanger sind. Manche Medien wollen wissen, dass zumindest Samra zurück nach Österreich will, dass ihr Traum des Jihadistinne-Daseins geplatzt sei. Ob das stimmt, weiß niemand. Die Interpol fahndet in jedem Fall weiter nach den beiden. Auch wenn ein Weg zurück zu ihren Familien immer unwahrscheinlicher wird.