Sind wir arm?
Für Julia hat gerade ein neues Schuljahr begonnen. Endlich die alten Freunde wiedersehen, über die Ferien tratschen, neues lernen. Julia geht gern zur Schule. Julias Eltern haben dem Ende der Sommerferien eher ängstlich entgegengesehen. Nicht weil sie an den schulischen Leistungen ihrer Tochter zweifeln sondern weil sie nicht wissen wie sie die Ausgaben für den Schulanfang aufbringen sollten. Sportschuhe, die keine Spuren auf dem Hallenboden hinterlassen, braucht sie ebenso wie eine neue Turnhose. Der Beitrag fürs Hallenbad wird auch gleich fürs ganze erste Halbjahr fällig. Bastelzeug, ein Ausflug ins Museum, Material für den Werkunterricht, ein Zirkel, ein Taschenrechner, eine ganze Menge an Heften und Schreibmaterialien,... - die Liste ist lang und das ist erst der Anfang...
Je näher der erste Schultag gerückt ist, desto drückender wurde die Stimmung daheim. Julia weiß schon lange, dass es nicht gut um das Familienkonto steht. Obwohl Mutter und Vater berufstätig sind, reicht das Geld nur knapp. Kommen extra Ausgaben, wie sie eben der Schulanfang mit sich bringt, auf sie zu, geht es sich einfach nicht mehr aus. Dass manche Familien mehr Geld als ihre haben, merkt Julia sehr wohl. Als arm empfindet sie sich aber nicht. Doch Julias Familie ist in Gefahr in die Armut abzurutschen. Würde ein Elternteil den Job verlieren oder krank werden, wäre der Alltag nicht mehr finanzierbar. Schon jetzt müssen Freunde oder die Großeltern manchmal aushelfen. Wie das letzte Mal als die Stromabrechnung ins Haus geflattert ist. Doch damit ist Julias Familie nicht allein.
Um die 1,5 Millionen Menschen gelten hierzulande als arm oder armutsgefährdet. Viele davon sind Kinder und Jugendliche. Leider wird gerade in Österreich Armut ebenso wie Bildung sozusagen "weitervererbt" - das heißt: Aus armen Kindern werden oftmals auch arme Erwachsene. Österreich hat sich das Ziel gesetzt die Anzahl der armen Menschen bis 2020 zu reduzieren. Das kann aber nur gelingen, wenn den Ideen Taten folgen. Am "Internationalen Tag für die Beseitigung von Armut" am 17. Oktober geht es heuer besonders um Kinderarmut. Sie leiden besonders unter der finanziellen Armut ihrer Eltern, sind mehr Druck ausgesetzt und haben weniger Chancen ihre Zukunft zu gestalten.