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In der Troll-Fabrik

Noch nie waren Nachrichten so vielfältig wie heute. Warum interessiert uns trotzdem bloß immer das Gleiche?

Bis zu sieben Stunden täglich verbringen 13- bis 18-Jährige in sozialen Netzwerken. Dort gibt es verschiedenste Meinungen, Ansichten, Informationen. Möchte man glauben. Aber oft ist das Gegenteil der Fall. Auch in den sozialen Medien umgeben wir uns vor allem mit Menschen, die gleiche Meinungen vertreten wie wir. Andere werden an den Rand gedrängt und bald nicht mehr wahrgenommen. Vielfalt sieht anders aus.

Achtung, Social Bots!

Das ganze Internet funktioniert so. Ob wir einkaufen, Musik hören oder googeln: Das Web merkt sich unsere Vorlieben - und versorgt uns automatisch mit immer mehr davon. Das gilt auch für Meinungen: Soziale Medien verstärken, was wir schon kennen und glauben. Immer öfter stammt das, was wir gerade lesen, gar nicht von Menschen, sondern von Maschinen. Schon jeder fünfte Tweet kommt von einem Social Bot, einem Software-Roboter. Facebook schätzt, dass hinter 15 Millionen seiner Accounts Bots stecken.

Müll im Netz

Social Bots sind ein Nährboden für Müll im Web. Der Netzforscher Simon Hegelich von der Technischen Universität München meint: "Sie stammen aus ,Troll-Fabriken' und greifen mit automatischen Posts in soziale Netzwerke ein." Sie bestätigen und verstärken Vorurteile gegen Flüchtlinge. Der "Islamische Staat" wirbt mit ihrer Hilfe um Anhänger. Sie versorgen Ufo-Fans, Chemtrail-Anhänger und andere Spinner genau mit dem, was sie hören wollen. Das Netz quillt über vor solchen Posts und Tweets. Denn: "Es kostet fast In der Troll-Fabrik nichts, mit Social Bots die Netzwerke zu überfluten", sagt Hegelich.

Facebook schrumpft


Ernsthafte Medien haben "Filter", etwa Journalisten. Sie schauen sich Nachrichten genauer an und forschen nach, was stimmt und was nicht. In sozialen Netzwerken dagegen kann jeder posten, was ihm passt. Deswegen haben viele User schon die Nase voll. "Besser Gebildete wenden sich von den sozialen Netzwerken ab", sagt der Zukunftsforscher Matthias Horx. In zehn Jahren, meint er, würden Twitter und Facebook auf wenige nützliche Anwendungen geschrumpft sein. Bis dahin gilt für die neuen Medien dasselbe wie für die alten: nicht nur das lesen, was man ohnehin schon kennt. Und: auch über andere Meinungen und Ansichten nachdenken. Denn wer nichts weiß, muss alles glauben.