Diese Seite unterstützt weder den Internet Explorer 7, noch den Kompatibilitätsmodus in höheren Versionen des Internet Explorers (IE8, IE9, IE10). Um den Kompatibilitätsmodus abzustellen informieren Sie sich bitte hier oder laden Sie am Besten einen neuen Browser.

Interview: Adina Wilcke im Gespräch

Teil 2

 

Ich möchte den Leuten was mitgeben. Das sehe ich so als meine Slam-Mission.

 

 

Welchen Tipp würdest denn du deinem 15-Jährigen Ich geben?

 

Zweifle nicht so an dir selbst! Ich bin noch immer sehr kritisch mit mir, mit dem was ich tue. Wenn man kritisch mit sich selbst ist, muss man aber auch mutig sein. Wenn du nicht mutig bist, wirst du nie weiterkommen. Du kannst ruhig hart mit dir ins Gericht gehen, aber hab den Mut dann auch Dinge auszuprobieren oder anders zu machen, um sie dann von einer anderen Seite zu beleuchten. Probier mal das eine aus, probier mal das andere aus und verliere nicht den Mut weiter auszuprobieren, auch wenn du draufkommst, das ist schlecht.

 

Ich glaube daran scheitert es bei vielen, die gerade so kritisch sind, weil sie dann eben vielleicht noch schüchtern sind und so stark selbstkritisch, dass sie einmal vielleicht versagen oder das Gefühl haben, versagt zu haben und dann nie wieder kommen.

 

Und dieses, du bist nicht alleine mit deinen Fragen, deinen Zweifeln oder deinen Sorgen und Ängsten die du hast. Als Teenager war ich die größte Drama Queen, ich war total in mich gekehrt und introvertiert und habe mich so gefangen nehmen lassen von meinen Zweifeln und geglaubt ich bin ganz alleine damit und bin die einzige die da so hadert. Man stellt sich als Teenager oft als der letzte Mensch auf Erden dar. Und das bist du aber nicht. Ich erlebe Emotionen immer sehr extrem, also 200% in jede Richtung. Egal ob Trauer, ob Wut oder Freude oder Liebeskummer oder was auch immer, meine Gefühle sind immer sehr extrem. Und das ist aber auch gut und eine Kraft aus der man schöpfen kann. Gerade in Emotionen zu schreiben ist die einfachste Art um zu schreiben. Deshalb entstehen so viele Liebestexte! Wenn wir den Radio einschalten sind 85 oder 90% Liebeslieder, weil das so eine starke Emotion, so ein starkes Gefühl ist. Und von diesen Emotionen zu schreiben ist immer am Leichtesten.

 

Was für dich früher ein Nachteil war, hast du irgendwie umgekehrt zur Stärke. Also du hast es für dich selbst genutzt.

 

Ja, vor allem habe ich gelernt, es zu kanalisieren. Früher als Teenager habe ich Notizblöcke vollgeschrieben mit emotionalem Befinden, aber es war immer so: „Wo, wo, wo?“ Und durch Poetry Slam war es so: „Ich habe ein Zeitlimit von 5 Minuten, ich muss auf den Punkt kommen und ich möchte dir was vermitteln und mich nicht nur auskotzen.“ Also das ist auch mein Anliegen, ich möchte den Leuten was mitgeben. Das sehe ich so als meine Slam-Mission. Also irgendwo eine Inspiration sein. Dann habe ich eben gelernt: Okay, kanalisier' das Ganze und verdichte es, geh auf ein Ziel zu, wo Leute dir folgen können. Und dadurch  sind die Emotionen zwar immer noch stark, aber sie sind so in einer Kraft vereint und nicht nur in alle Richtungen verstreut.

 

Ich glaube man muss erst lernen, die Introvertiertheit irgendwie zurückzustellen. Ich musste das jedenfalls ganz arg lernen, dass ich meine Schüchternheit zurückdrehe für gewisse Zeitpunkte. Wie war das bei  dir?

 

Also ich bin immer noch introvertiert, auch wenn ich nicht so wirke. Ich wirke sehr extrovertiert und sehr zugänglich für jedermann, aber ich brauche voll viele Zeiten, wo ich mich zurückziehe und alleine bin. Dann kann ich auftanken, dann kann ich nachdenken und über alle Erlebnisse reflektieren. Für mich gibt’s nichts Schöneres, wenn ich drei Stunden einfach nur im Wald spazieren gehen kann und über alles nachsinne und nachdenke. Das gibt mir dann wiederum Kraft unter Menschen zu gehen, wenn ich nur unter Menschen sein würde, würde es mich total aussaugen, weil ich überall Reize habe, alles wahrnehme, spüre und das muss verarbeitet werden. Das ist wie ein Verdauungsprozess. Wenn ich nicht verdaue, liegt mir alles so schwer im Magen und ich bin dann wie betäubt. Wie wenn man sich überfressen hat und nicht verdauen kann.

 

 

 

Schöner Vergleich! Adina, vielen Dank für das Interview!

Mehr Infos

Du bist unter 20 und willst auch bei einem Slam mitmachen?

 

Du traust dich noch nicht auf die Bühne und willst lieber mal unverfänglich in die Schreibklasse gehen? Auch das ist möglich!

 

Hier findest du weitere Infos: https://www.dschungelwien.at/pages/poetry-slam